Liebe Eltern!
Nun sind schon 14 Tage vergangen, daß wir hier mitten in Rußland hausen. Sonst geht es uns nicht schlecht und sind auch alle gesund. Aber schade ist nur, daß die Post so schlecht ran kommt. Da bekommen wird jetzt für jeden Monat zwei Luftfeldpost = und eine Kilopäckchenmark. Diese Neuerung werdet Ihr vom Pepperl hier schon kennen und die Handhabung wissen. Pepperl habt Ihr schon geschrieben, würde gern wissen, wo er sich befindet. Euer lieber Brief wird ja auch schon unterwegs sein.
Der Dienst wird mit Bunker und Deckungslöcher bauen ausgefüllt heute erst wurde ein Kühlschrank für Küchenvorräte gegraben. Mit Birkenstämmen austapeziert gibt ein gutes Bild. Holz gibt es hier ja genug, wie überall in Rußland. Wir haben auch unsere Unterkünfte vergrößert und verschönert. Da gruben wir ungefähr 1 m tiefes Loch, austapeziert. Darüber noch ein Zelt und vier Mann haben Bewegungsfreiheit. Sachen die wir täglich brauchen, wurden an den Wänden kunstgerecht befestigt. Der Boden wurde mit Birkenlaub und Gras ausgelegt. Dann fertigten wir auch noch einen Tisch und zwei Bänke an, auch aus Stämmen. Worauf wir jetzt fleißig schreiben nennenswert ist noch die Feuerstelle, worauf wir sehr oft Pilze braten. Erdbeeren und Pilze gibt es in der nächsten Umgebung sehr reichlich.
Jetzt verschwand die feurig rote Sonne hinter einem dunklen Fichtenwald. Wieder ein schöner, heißer Tag vorüber. Aus einem Zelt klingt eine Ziehharmonika, ein recht friedliches Leben, nicht. Bei unser Abschnitt herrscht jetzt Ruhe. Was soll das bedeuten? Vielleicht Ruhe vorm Sturm. Kann sein. Nur nachts auf Wache hört man einzelnes M.G. oder Gewehrfeuer.
Der Luftfeldpostbrief wird so fertiggemacht, ordnungshalber, wenn es beim Pepperl anders eingeführt sein sollte.
Nun auf baldige Antwort
grüßt Euch Euer Sohn
Karl.
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