Rußland, 19.VIII 1942

Liebe Eltern!

Habe Eure lieben Sachen alle erhalten. Die Briefe vom 15.VII und 30.VII, auch. Alle sechs Päckchen, die gut erhalten angekommen sind. Müßt diesmal schon verzeihen, daß ich längere Zeit nicht schreiben konnte, denn ich lag vom 7.-18. d.M. Im Lazarett. Der Arzt nannte mein Beschwerden ein Zungengrundabszeß. Der Name sagt Euch genug. Hätte bald operiert werden müssen, im letzten Augenblick ging das Geschwür auf. Der Arzt meinte ich hätte sehr großes Glück gehabt. Ich konnte kaum mehr sprechen, noch essen und trinken. Aber jetzt bin ich wieder frisch und munter.

Seit meinem letzten Schreiben, bin ich öfter versetzt worden. Ein richtiges Zigeunerleben. Erst kam ich von der Kompanie zum ersten Zug, welcher vorne an der Front eingesetzt war. Für vorn war es etwas unruhiger, wie eben Stellungskrieg ist, der Vater wird das ja kennen. Da war ich ungefähr eine Woche, da wurde ich plötzlich krank. Wie schon geschrieben lag ich elf Tage im Lazarett. Die letzten Tage war ich schon sehr unruhig, hatte noch immer keine Antwort von Euch. Wo wir schon über ein Monat vorne lagen. Freudig verließ ich mein Krankenbett und machte mich vor zu meinem Zug. Mit Staunen traf ich dort leere Bunker an. Nach Fragen bekam ich Auskunft. Angäblich wurde meine Kompanie 30 km nördlich bei Wjasma , wo der Russe mit stärkeren Kräften durchzubrechen versuchte, eingesetzt. Mit welchen Gesicht ich diese Auskunft entgegen nahm, könnt Ihr Euch bestimmt ausmalen. Da machte ich mich also auf den Weg. Zum Glück, war nur mein Zug weg und der Kompanietrupp lag noch am alten Platz. Mein erster Weg war gleich in das „Geschäftszimmer. Dort wartete nunmer viel, viel Post. Außer Euren lieben Sachen, war noch ein Brief und ein Päckchen von Dresden da. Ich war wunschlos glücklich.

Dem Bruder muss ich auch gleich schreiben. Er liegt südlich von meiner Division: - Wo wird das Haus hingebaut? Mit meinem Urlaub wird es nicht so schnell gehen. Wir werden ja sehen, was uns die Zukunft bringt. Natürlich wäre ich sehr neugierig auf daheim. Bin jetzt vor einem Jahr auf Urlaub gewesen, nicht. Ich hätte eine Bitte, könnt Ihr mir bei jeden Schreiben zwei, drei Briefe mitschicken, den meine Kuverts sind durch die Feuchtigkeit alle zugeklebt. Jetzt will ich mich für alle guten Sachen recht herzlich bedanken.

Gruß an alle Bekannte.
Recht herzliche Grüße von Eurem
Sohn Karl.