Liebe Eltern!
Erhielt heute Zeitungen vom Vater mit recht herzlichen Dank. Einen von 2.11. und den zweiten Brief vom 9.11. Dann war auch noch Briefpapier beigelegt, mit dem Wunsch, recht fleißig zu schreiben. Ich werde mir die größte Mühe geben, denselben gerecht zu werden. Meistens ist das Thema nicht ausreichend. Selten ist bei uns ein Tag, wo besondere Vorfälle sind. Jetzt, wo ringsrum alles weiß eingehüllt ist, herrscht noch tiefer Frieden. Ich meine, wenn ein Laie hier vorn unterwegs wäre, der würde zum Russen hinüberlaufen, ohne daß er es merken würde.
Empfing auch euer Päckchen von Wittigs, worüber ich mich auch jedes Mal sehr freue. Sollte Ihnen auch eine Zulassungsmark für Weihnachten schicken. Hatte für diesen Zweck eine zurückgelegt. Vorher schon eine Mark schicken, daß kam mir zu bettlig vor. Ich weiß nur nicht, wie ich Ihnen zu Weihnachten auch eine Freude bereiten könnte.
Vom Bruder erhalte ich auch sehr lange keine Post. Ich vermute, daß diese Briefe übers Reich gehen.
Sonst gibt es nichts Neues. Bitte grüßt mir Onkels und Tanten. Will heute schließen und warten bis auf Euren nächsten lieben Brief.
Herzliche Grüße von Eurem
Sohn Karl