Im Bunker, 24.11.1942

Liebe Eltern!

Mit recht herzlichen Dank habe ich Euren lieben Brief vom 9.11. erhalten. Dann kam auch schon das Päckchen überraschend vom 2.11. gut an. Einige Tage hatte ich darauf noch gerne gewartet. Diesmal ist das Gebäck sehr gut ausgefallen. Da hat Mutter noch gutes Mehl verwendet, nicht. Es war auch sehr bekömmlich. Und dieser riesengroßer Pfefferkuchen war frisch und saftig. Also auch dieses mal für diese Süßigkeiten den herzlichen Dank.

Jetzt werdet Ihr schon meine 6 Zulassungsmarken erhalten haben. Wie ich schon berichtet, wollten Wittigs mir auch eine kleine Weihnachtsfreude machen und da sollte ich Ihnen eine Marke, die siebente, schicken. Wenn ich vom Äpfel bekomme, werde ich sie mir gut schmecken lassen. Den Obst ist hier bei uns eine Seltenheit. Als Ersatz dafür bekommen wir öfter Vitamin Tropfen.

Vom Bruder möchte auch auch gerne wieder Nachricht bekommen. Wie ich aus meinen Notizbuch ersehen kann, erhielt ich die letzte Post von ihm am 17. November. Inzwischen schickte ich schon 3 Briefe los.

Wenn Pepperl auf Urlaub kommt, kann er vielleicht eine Aufnahme vom Rohbau unseres neuen Hauses machen. Darüber würde ich mich sehr, sehr stark freuen.

Kann mir bald gar nicht vorstellen, wie ein gemauertes Haus aussieht. Denn solange sah ich nur Erdlöcher und Bunker. Dagegen in russischen Dörfer stehen verfallene und zerschossene Holzruinen. Interressant ist es, die Bauweise derselben kennen zulernen. Unter einem Gibeldach ist Mensch und Vieh untergebracht. Zuerst befindet sich ein Vorraum, anschließend kommt der Wohnraum, worin ein Viertel ein riesiger Ofen ausfüllt. Er dient zugleich als Schlafstätte und ist arg verlaust. Rußland ohne Läuse kann ich mir bald nicht vorstellen. Im dritten und letzten Raum ist das Viehzeug untergebracht.

Wenn Ihr Jakob fürm Meister und die Meisterin Äpfel mitgegeben habt, da werden sie sich bestimmt sehr freuen. Was wußte Jakob von Dresden Neues zu berichten?

Aber wegen den kommenden Winter braucht Ihr Euch um mich nicht sorgen. Soviel wie jeder andere halte ich auch ab. Bin jetzt auch schon sehr lange aus der warmen Backstube raus.

Sah auch Infanteristen mit der Winterbekleidung. Wie leibhafte Russen sehen sie aus. Filzstiefel, gefütterte Tuchhosen, Pelzjacken, Pelzmützen und warme Handschuhe. Diese Sachen halten bestimmt warm. Wir werden diese warme Bekleidung noch erhalten.

Hoffe, daß Euch dieser Brief alle gesund erreicht.
Recht herzliche Grüße von
Euern Sohn Karl.