Dresden, den 7. Jän.40.

Liebe Eltern!

Ich Anfang meines Schreibens grüße ich Euch alle und hoffe, daß Ihr alle gesund seid. Wie Ihr vielleicht von meiner Karte wißt, bin ich in Dresden gut angekommen und auch in Wien hat alles geklappt. In meinem Abteil waren auch 4 Soldaten, das waren aber lustige Wiener. Noch ein Wiener Fräulein und ein älterer, biederer Herr. Bis über die Hälfte meiner Fahrtstrecke, in Breslau bin ich um 7 Uhr angekommen, habe ich gute Unterhaltung und Gesellschaft gehabt. Im Sudetengau hatten wir einige Zeit Aufenthalt, da konnte man sich 3 paar Würstchen und 2 Brötchen um 1 Mark, natürlich ohne Marken. Das war im Zug ein Gedränge und Wirrwarr. Und jeden dem wir begegnet sind, hatte Würstchen in der Hand. Das war ein nettes Bild „Aus der guten alten Zeit.“

Vor unseren Fenster flogen immer weitverscheite Felder und Wiesen vorbei. Dann kamen wir in Breslau an, da hieß es aber, der D-Zug nach Dresden-München ist schon abgefahren, weil wir Verspätung hatten. Da fuhren wir mit unserem früheren Zug nach Liegnitz. Von dort ging es dann mit einem Personenzug nach Görlitz. Auf der Landkarte könnt Ihr Euch die Straßen suchen, da seht Ihr vielleicht, was das für eine Bummelei war. Also wir kamen um 8 Uhr in Liegnitz an, fuhren um 10.Uhr-0,16' Uhr nach Görlitz. Dort ging erst ein Zug um 4 Uhr früh Sonntags nach Dresden.

In Görlitz wartete ich im Saal 4 Stunden. Dann fuhr ich nach 3 Stunden bis nach Dresden. Da mußte ich stehen. Ihr könnt Euch ja denken, wie müde und schläfrig ich da war. Da bin ich öfters im Stehen eingeschlafen und in die Knie gegangen. Dafür schlief ich Sonntags und nachmittag gingen der Jakob und ich nach Neu-Stadt zum Meister. Jakob freute sich schon, daß ich kam. Auch die Meisterleute ließen sich bedanken für den Wein, Würstchen und Photographie. Auch bei Rößlers.

Bei uns, in Dresden, wars die 1. Woche auch noch so kalt, aber jetzt taut es und regnet es. Da habe ich einen schönen Urlaub gehabt. Ich freute mich sehr, daß Ihr, der Bruder, gesund seid und von den Schrecken des Krieges nichts gespürt habt. Wie geht es Jakob Onkel, Gidi Onkel, grüßt sie mir. Wo ist Jakob Onkel, wißt Ihr es schon genau. Der Erzgebirgler liegt jetzt in Dresden im Spital und ist an einem Bruch operiert worden. Grüße an Bruder. Und jetzt schicke ich mein Schreiben und sende Euch viele Grüße

Heil Hitler.
Karl.