Im Bunker, 28.11.42.

Liebe Eltern!

Erhielt mit besten Dank Euren lieben Luftfeldpostbrief und drei 100g Päckchen von 9.11. Der Brief ist vom 19.11. Auch der Bruder teilte mir seinen Umzug mit. Seine Post erwartete ich Tag für Tag mit großer Sehnsucht.

Von Onkel Hirschvogel bekam ich auch ein Karte. Am selben Tage gab es auch das Kilopäckchen. Dies war eine Überraschungspost. Es war auch kurze Zeit unterwegs. Die Äpfel schmeckten mir ausgezeichnet. Keks und Nascherei war auch noch dabei.

Bei diesen vielen Süßigkeiten aus der Heimat wär es in Rußland zum aushalten.

Wir haben jetzt mehrere Grad Kälte und tolle Schneetreiben sind an der Tagesordnung. Pepperl hat großes Glück, daß er den kommenden Winter in der Heimat ist. In seinem Brief „bedauert“ er auch, daß er vom „schönen“ Rußland Abschied nehmen muß. In Berlin wird es ihm besser gefallen. Und zu Weihnachten ist er vielleicht zu Hause. Ich habe mir ja auch schon vorgenohmen, daß ich nach meiner Entlassung beim kommenden Weihnachtsfest zu Haus bin. Da kann es biegen und brechen.

Jetzt erhielten wir noch Wintersachen. Pulswärmer, Ueberstrümpfe, welche sehr warm sind und zwei Pulover. Aber eine Bitte hätte ich. Könnt ihr mir feste, warme Fausthandschuhe mitschicken? Zwar bekomen wir Fingerhandschuhe, welche aber schon sehr schadhaft sind. Sonst werde ich mit meiner Bekleidung den Winter gut überstehen.

Wurden auch abgelöst und sind zur Ruhe einige Kilometer hinter der Front. Da kann man die ganze Nacht ruhig schlafen. Welch wonniges Gefühl! Und den ganzen lieben Tag fällt kein Schuß. Eine Beruhigung für unsere Nerven.

Wie wird es in Bockfließ aussehen, wenn ich auf Urlaub komme. Schon oft erhielt ich von meinen Schulkameraden schlechte Nachrichten. Da wird es im Dorf nicht ruhig sein?

Meine Zulassungsmarken werdet Ihr inzwischen schon erhalten haben. Erwarte jetzt das erste zwei Kilopäckchen. Könnt Ihr auch so viel Entbehren. Wie steht es mit der Verpflegungsfrage bei Euch? Es soll das jetzt verbessert worden sein. Da wird es in den Großstädten auch nicht so knapp.

In Afrika hat sich inzwischen viel verändert. Und wie steht es mit Frankreich???

Nun will ich schon schlafen.
Alles Gute und herzliche Grüße
sendet Euch Euer
Sohn Karl.