Im Bunker, 19.12.42

Liebe Eltern!

Wie ich erwartet habe, erhielt ich wirklich meine Weihnachtspost. Gleich ging ich ans Werk, um zu sehen welche Schätze diese fabelhafte Verpackung birgt. Vorläufig naschte ich an dem kleinen, knusprigen Gebäck, welches ausgezeichnet schmeckt. Dafür kann ich Euch, liebe Eltern, für diese Mühe nicht dankbar genug sein. Kann auf Mutters Kochkunst stolz sein. Wie bei der Geschützbedienung üblich ist, gibt jeder eine kleine Kostprobe von seiner Weihnachtspost. Mir wollten sie es nicht glauben, daß diese feinen Sachen, die Mutter selbst gebacken hat. Und die Verpackung ist sehr angebracht, denn sonst würden sich die Mäuse auch einen Teil holen.

Ich habe mich darüber wirklich sehr gefreut. Da kann ich trotzdem auch in Rußland ein schönes, unvergeßliches Weihnachtsfest feiern. Ein kleiner Tannenbaum wird auch nicht fehlen.

Dann erhielt auch von 1.12. einen netten Brief. Auch der Bruder schrieb mir schon wieder. Habe jetzt mit ihm gute Verbindung. Seine Post ist vom 8.12. Jetzt wird er schon bei Euch zuhause sein. Was für eine große Freude, nicht. Eine Weihnachtsüberraschung.

Wenn Pepperl jetzt daheim ist, kann er ja verschiedene Aufnahmen vom Neubau und sonstige Schnappschüße aus Bockfließ machen. Und ich erhalte dann in Wort und Bild Bericht aus seinem überraschenden Weihnachtsurlaub 1942. Wenn ich in nächster Zeit auch von Euch den Film erhalte, kann ich herrliche Winterlandschaften machen.

Nun will ich zu Ende kommen. Auch ein schicksalschweres Jahr geht zur neige. Damit wünsche ich euch, liebe Eltern, sowie Payerl ein gesundes und glückliches Neujahr!

Herzliche Grüße
Euer dankbarer
Sohn Karl