Im Osten, 26.9.43

Liebe Eltern!

Mit sehr großer Freude erhielt ich Euren lieben Luftfeldpostbrief von 19.9. Endlich gab es wider einmal Post, auf die wir alle sehr warten mußten. Im Nu war es in der ganzen Kompanie herumgesprochen, es gab Post. Und jetzt sitzen wir alle rund um den den Tisch, danken und grüßen unsere Lieben in der Heimat.

Sind nun wieder zum Einsatz gekommen, aber trotzdem ging es bis jetzt noch sehr ruhig her. Liegen in einem Dorf in Bereitstellung. Die Zivilisten mußten alle das Blickfeld räumen. Manche ließen mit schweren Herzen ihr Hab und Gut in Stich. Aber sie mußten gehen. Auch niemand setzt sein Leben leichtsinnig aufs Spiel.

Freudig kann ich in diesen Brief auch die Mitteilung lesen, daß wir nun bald wirklich aus unserem Heim Grüße und Segenswünsche erhalten können. Und Vater arbeitet schon fleißig in seinem neuen Keller und baut guten Wein. Vielleicht kann ich in doch kosten, wenn ich wieder einmal auf Urlaub komm.

Was weiß der Bruder neues zu berichten? Jetzt klappt der Briefverkehr außerordentlich schlecht. Nur von Euch erhalte ich noch Post, die anderen all hüllen sich in düsteres Schweigen.

In Dresden hatten sie schon öfters Fliegeralarm. Was macht Onkel Gidi und O. Jakob? Daheim gibt es jetzt viel Arbeit, damit die ganze Ernte gut eingebracht wird. Hat Vater schon das Zigarettenpaket erhalten?

Und zum Schluß recht herzliche Grüße
von Eurem Sohn
Karl.