Liebe Eltern!
Mit sehr großer Freude erhielt ich Euer liebes Schreiben von 10.9. Nicht, die Post ist unverschämt lange unterwegs, da kann man warten und wieder warten. Jetzt habe ich bestimmt zwei-drei Wochen von niemand Nachricht erhalten. Das macht dann das Warten noch länger.
Ansonst geht es uns augenblicklich nicht schlecht. Liegen in einer großen schönen Stadt. Die Kompanie ist in einer früheren, russischen Schule untergezogen. Vier bis fünf Mann liegen zusammen. Haben uns die Zimmer sehr gemütlich eingerichtet, die fehlenden Möbel haben wir uns auch sehr geschmackvoll zusammengefügt. Es ist alles modern eingerichtet. Elektr. Licht, fließendes Wasser, Bad mit Warm Wasser und Klosett mit Wasserspülung. Federbetten hätte ich bald vergessen. Es ist alles da, was das Herz begehrt. Mehr können wir bestimmt nicht verlangen. Da wir alle beisammen liegen wie in einer Kaserne ist der Dienst auch kasernenmäßig angesetzt. Aber trotzdem ist es sehr schön, man kann hier wieder Mensch sein.
Freue mich auch sehr, daß Vater die Zigaretten gut erhalten hat. Erhielt auch von Gidi Onkel einen Kartengruß. Weiß aber gar nicht, wo sich Jakob Onkel befindet?
Leider sind die Tomaten alle.
Aber genug, mehr als genug haben wir
dieses Jahr gegessen. Es war unser Obstersatz.
Nun will ich zum Schluss kommen.
Der Mutter meinen herzlichsten Glückwunsch
zum Geburtstag am 25.10. und weiterhin alles
Gute. Recht herzliche Grüße sendet Euch
Euer Sohn
Karl.